26 November 2018

Kiebitz gegen Kläranlagenausbau

Kiebitz verhindert Klärschlammvererdungsanlage am Siever Feld

Die Wiese am Siever Feld in Spenge kann nicht für den Bau einer Klärschlammvererdungsanlage genutzt werden.

Spenge(WB).

Die Verwaltung der Stadt Spenge soll nach einem Alternativstandort für eine Klärschlammvererdungsanlage suchen. Hierfür haben sich die Mitglieder des Betriebs- und Verkehrsinfrastrukturausschusses des Rates ausgesprochen.

»Der Kiebitz macht uns einen Strich durch die Rechnung«, sagte Ausschussvorsitzender Lars Hartwig (CDU). Bei der Umweltverträglichkeitsprüfung hatte das Büro NZO in Bielefeld festgestellt, dass sich in einem Radius von 140 Metern um die vorgesehenen Flächen mehrere Kiebitz-Brutplätze befinden (wir berichteten in der Ausgabe vom 21. November).

Die Stadt Spenge muss ihren Klärschlamm derzeit noch bis nach Mecklenburg-Vorpommern transportieren und sieht in der Vererdung eine umweltfreundliche und kostengünstigere Alternative, weil der Schlamm am Boden in Mieten getrocknet, auf zehn Prozent reduziert und der Rest verbrannt werden könnte. Dass die 2,6 Hektar große Fläche am Siever Feld, gleich neben der städtischen Kläranlage an der Neuenkirchener Straße, nun doch nicht genutzt werden kann, enttäuscht nicht nur Bernd Pellmann. »Das haben wir uns in der Tat anders vorgestellt«, sagte der Fachbereichsleiter im Rathaus.

Gleichwohl betonte er: »Wir müssen das Schutzgebiet ernst nehmen.« Würde man am ausgeguckten Standort festhalten, wären umfangreiche Renaturierungsmaßnahmen zum Schutz des Kiebitzes nötig, betonte er. »Wir müssten Senken anlegen und Schwarzflächen umbrechen, also Äcker umgraben. Diese Flächen haben wir aber nicht«, erklärte der allgemeine Vertreter des Bürgermeisters.

An der Idee der Klärschlammvererdung will die Stadt aber festhalten. Auch hat sie sich bereits nach alternativen Flächen umgesehen. Bisher allerdings ohne Ergebnis. In einem Radius von vier bis fünf Kilometern Entfernung zur Kläranlage könnte die Schlammvererdung vorgenommen werden. Die Abwässer würden dann über eine 100er-Rohrleitung dorthin transportiert.

Hans-Dieter Vordtriede (UWG) schlug vor, das Hücker Moor zu nutzen. Laut Pellmann ist hierfür die Entfernung aber zu groß. Denkbar wäre auch die Nutzung einer Fläche im Wallenbrücker Gewerbegebiet. Aber auch droht die umweltfreundliche Schlammentsorgung am Vogelschutz zu scheitern. »Der Kiebitz hat sich auch in Richtung Westen, also Richtung Gewerbegebiet, ausgebreitet«, erklärte Pellmann. Hartwig brachte seinerseits das Warmenau-Gebiet auf niedersächsischer Seite in Melle ins Gespräch. CDU-Fraktionskollege Reinhold Hübers fand es »einfach schade«, dass das geplante Vererdungsareal nun doch nicht zur Verfügung stehe, riet aber dazu, »die Gegebenheiten zu akzeptieren«. So geht die Suche nach einem Grundstück weiter. Und Hans-Jürgen Fischer (SPD) meinte: »Vielleicht sind wir in zwei Jahren klüger.«

Aus dem Westfalenblatt vom 24.11.18

 

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