Zu den Diskussionen und Fragen der letzten Tage.
Bei uns sind zwei Unterarten der Schwanzmeisen möglich:
Die in der Regel streifenköpfigen europaeus-Schwanzmeisen
und die rein weißkopfigen caudatus-Schwanzmeisen aus dem "Norden".
Das Problem beim Beobachten ist nun, dass es auch bei den eigentlich gestreiften europaeus-Schwanzmeisen weißköpfige Individuen gibt (die manchmal einer Übergangszone zugeordnet werden)! Alle Fotos der letzten Tage zeigen solche Vögel, die zu der mitteleuropäischen Unterart gehören. Man kann sich das vielleicht daran merken, dass sie um den Kopf ein ehemals weißes Hemd tragen, das sehr lange in Gebrauch war und nicht gewaschen worden ist und "Schmutzstrukturen" zeigt. Das Foto, das ich am 19. Januar 2011 hier in Herford durch unsere Fensterscheibe gemacht habe, zeigt ein solches Individuum, das anscheinend einen Waschgang dringend nötig hat. (Andere Feinheiten des Gefieders kommen noch dazu.)
Echt weißköpfige caudatus-Schwanzmeisen sehen so aus, als hätte der Schöpfer eine Kugel schneeweißes Zitroneneis auf ihren Körper gepappt. Darin ist dann ein kleines schwarzes Knopfauge befestigt. Das Foto, das Ralf Busch am 11. Oktober 2010 auf Helgoland gemacht hat, zeigt das perfekt.
Über echte caudatus-Schwanzmeisen gibt es offenbar in NRW so wenige Informationen, dass die Avifaunistische Kommission diskutiert, nach dem Vorbild anderer Bundesländer diese Unterart auf die Meldeliste zu setzen. In den Niederlanden ergab eine kritische Untersuchung, dass von 1800 bis 2007 gerade mal 15 zweifelsfreie Nachweise von caudatus-Schwanzmeisen vorliegen. In Großbritannien sausen die Twitcher los, wenn irgendwo caudatus-Schwanzmeisen zu erreichen sind. Sie sehen auch wirklich zauberhaft aus!
Leider wird auch in modernen Vogelbüchern zu wenig bis gar nicht auf dieses Problem hingewiesen.
Eckhard Möller