20 November 2016

NRW vor 40 Jahren

In der letzten Woche habe ich mehrere alte "Ornithologische
Mitteilungen" aus den 1960er bekommen.
Im Heft 7/1967 fand ich eine interessante Abhandlung: "Besonders
gefährdete Vogelarten in Nordrhein-Westfalen" von Wolfgang Erz.
Vorab: der ein oder andere mag erstaunt sein, dass für ihn heute
"selbstverständliche" Arten mal auf diesem Vorläufer der Roten Liste
standen...

Der Autor ist sehr vorsichtig mit Ursachenzuweisungen bzw. vermeidet sie
gänzlich; letzteres insbesondere, wenn es um möglicherweise von Menschen
verursachte Gründe geht.
Klare Ursachen werden z.B. nur beim Eisvogel aufgezeigt: sehr strenge
Winter, insbesondere 1962/1963. Andererseits tauchen dann aber in der
Tabelle unter "Gefährdung" auffällig häufig menschliche Ursachen auf...

Es zeigt sich zum einen, dass das Wissen um Ursache und Wirkung noch in
den Kinderschuhen steckte. Zum anderen konnte ich mich des Eindrucks
nicht erwehren, dass der Autor u.a. die Jägerlobby nicht "verärgern"
wollte. M.E. passt auch die Empfehlung, die Liste sollte nicht über 30
Arten erweitert werden, dazu.

Abschließend regt der Autor etwas an, was für uns heute (leider)
selbstverständlich geworden ist: eine "rote Liste" entsprechend dem
Rotbuch der Internationalen Naturschutzunion für gefährdete Arten.
Optimistisch war er nicht: "Ein Optimismus, dass diese Liste merklich
verkleinert oder mit der Zeit gar ganz aufgegeben werden kann, ist nicht
am Platze."

Nach meiner Recherche im neuesten "Atlas Deutscher Brutvogelarten" sind
4 Arten tatsächlich sowie 3 so gut wie ausgestorben. Bei 4 Arten ist es
in etwa bei den genannten Bestandszahlen geblieben. Aber immerhin 9
Arten haben sich, relativ gesehen, gut erholt.
VG
Axel Alpers

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Uupps! Da habe ich mich um ein Jahrzehnt vertan...
1967 ist fast fünfzig Jahre her.
Axel

Anonym hat gesagt…

Sehr geehrter Herr Alpers,
in der Tat sind 50 Jahre eine lange Zeit - und seither hat sich viel gewandelt! Damals hat mich Dr. Erz besucht, als es um die letzten Birkhühner im Oppenweher Moor ging (1972 ist das Vorkommen erloschen). Es ist ganz gewiss nicht richtig, dass er es "... mit der Jäger-Lobby nicht verderben wollte", denn eine solche gab es nach heutiger Definition nicht. Das Verhältnis zur Jagd war ein anderes als heute. Und nach meiner Erinnerung war die Staatliche Vogelschutzwarte NRW damals keineswegs ablehnend der Jagd gegenüber. So habe ich zu der Zeit Krick- und Knäkenten geschossen (die waren alle noch bejagbar), um Kropf- und Mageninhalte zu übermitteln. Es waren zwar nur sehr wenige Tiere, aber so war das damals.
Mit freundlichem Gruß,
Werner Clausen