06 Mai 2012

Eindeutig Mistwetter: Unsere Premiere beim DDA-Birdrace 2012

Über neun Stunden im Sattel, fast sechzig "grüne" Kilometer auf der Uhr, 95% Mistwetter und 5 Minuten Sonnenschein: So lauteten die Randbedingungen für das Team "Eindeutig Großtrappe" um Moni Storm, Yvonne vom Hofe, Frank Schell und Uwe Schürkamp.

Los ging's um 8:30 Uhr in Begleitung einer "embedded Reporterin" von der "Neuen Westfälischen," deren Nacht bereits gegen 2 Uhr mit Eulenbeobachtungen in Begleitung eines anderen Teams begonnen hatte (Ulrike, vergiss beim nächsten Mal die Regenhose nicht ;-). Der Start der Tour bei (noch) leichtem Regen führte über den Stiftskamp (wir waren froh, bereits hier einen rufenden Gimpel  notieren zu können) zu einem ersten Besuch bei der Herforder Wasseramsel am Bergertor, die aber leider nicht zuhause war oder noch schlief (es war ja schliesslich Wochenende). Mehrere Gebirgsstelzen und ein Eichelhäher entschädigten uns aber für den Moment, ein zweiter Besuch auf dem Rückweg war bereits eingeplant.

Über den "Bünder Fußweg" (leise rief die 1. DoGraMü, konnte aber nicht von allen gehört werden) ging es dann am Sportplatz vorbei in's Füllenbruch und  gleich von Null auf Hundert : Gelbspötter, Teichrohrsänger, diverse Nachtigallen, Rohrweihen, eine Kanadagans, Reiherenten und Rohrammern füllten langsam die noch recht leere Tickliste der "Top 100"-Arten von Birders-HF.de.

Wir machten uns bereits Sorgen über den augenscheinlichen Schwalbennotstand, die das Füllenbruch jedoch dann an den Teichen erheblich abbauen konnte. Auf einem Acker an der Weggabelung blieb uns dann kurz die Luft weg: Frank erblickte eine sehr seltsame Rotkehlregenpfeiferpieperdrossel, der mutterseelenallein auf der riesigen Fläche in Schmätzerhaltung herumspazierte und Nahrung suchte... wir rätselten, Bücher wurden gewälzt, dann kamen seine Kollegen: "Eindeutig Wacholderdrossel" war die generelle Aussage. Für's Verweilen und Rumrätseln an dieser Stelle wurden wir mit einem Kiebitz belohnt, noch ein eventueller Problemfall weniger!

Entlang der alten Kleinbahn ging es dann in entschleunigtem Tempo Richtung Enger Bruch, hier konnten wir bereits auf der Strecke Bluthänfling (2), Stieglitze (ebenfalls zweit, puh! ;-) Gartenbaumläufer, Bachstelze, Rotkehlchen und noch einige andere Arten notieren, an die 40 waren bis dahin schon zusammen gekommen.

Auf dem Turm im Bruch dann grosses Entsetzen: Auf den Teichen gähnende Leere, selten hatten wir diese Wasserflächen so leer vorgefunden. Eine aufgescheuchte Limikole liess sich als Waldwasserläufer deuten, war aber nicht sicher bestimmt und damit ein "no go" für die Liste...schade! Wenigstens trieben sich 2 Steinschmätzer auf der Schafwiese herum, ansonsten gab es nur Graugänse, Stockenten, nicht mal eine Krickente liess sich blicken. Ein einfliegender Schwarm von ca. 15 Graugänsen sorgte dennoch für einen schönen "birding"-Moment.

Nach einer Kaffeepause (gegen die Kälte gab's auf Wunsch auch einen feinen Single Malt ;-) führte der Weg dann weiter entlang Äckern und Wiesen Richtung Hücker Moor, wo sich der Gänseteil der Liste dank Nilgans füllen liess. Die Weisswangengans war leider nicht mehr vor Ort, auch hier kein Höckerschwan, aber wir wussten bereits während der Vorbereitung, dass dieser für uns ein echter "Problemvogel" werden würde. Erste Pläne einer Entführung eines Individuum vom Obersee (wäre dort niemandem aufgefallen!) und dessen Transport im Hundeanhänger mit anschliessender Freilassung im Kreisbebiet wurden aufgrund der Gefahr für Leib und Leben aller Beteiligten wieder verworfen.

Den Uffmannschen Fischadler verpassten wir allerdings, die kurze Sichtung reichte wieder nicht zur eindeutigen Identifikation. Haubentaucher ja, Kormoran nein, dazu noch ein seltsamer Laubsänger mit Gesangsstörungen, kein Trauerschnäpper: Die Ausbeute war für Moor-Verhältnisse eher mau, aber ein leckeres Hefeweizen und / oder ein Kaffee liessen die Laune trotz der niedergehenden schweren Schauer wieder auf erträgliche Werte steigen.

Derart gestärkt ging es weiter Richtung Gut Bustedt, auf dem Weg begegneten wir endlich der lang vermissten Goldammer und einigen Turmfalken.  Die Umrundung des dortigen Sees brachte uns dann einem der schönsten Momente der Tour: Gegen 15 Uhr riss kurz der Himmel auf, die Sonne zeigte sich und setzte einen prachtvollen Kuckuck nebst Gesang hoch über einer Wiese in perfektes Licht. Leider beschlugen wie auf Kommando *sämtliche* Optiken der Teammitglieder, aber auch so war es einfach ein wirklich Moment, der für den vielen Regen fast entschädigte; das Beste sollte aber noch kommen.

Von Bustedt aus (hier bekamen wir den einzigen Mauersegler des Tages hoch über dem Gutshof zu Gesicht) ging es zurück Richtung HF, wieder entlang der Kleinbahn. dei Oetinghausen gab's noch einen jungen, fast weissen Bussard, dessen Identifikation uns aber vor Riesenprobleme stellte: Alle Präpositionen von "Mäuse" über "Wespen" bis "Rauhfuss" wurden auggerufen, Konsens war dann aber doch dank "Kosmos" schliesslich "junger Mäusebussard"... leider.

am Füllenbruch entschieden wir uns dieses Mal für den "oberen" Eingang am Bauernhof vorbei, da wir an dieser Stelle vor Jahren schon mal Grauschnäpper ticken konnten.

Grauschnäpper waren leider nicht vor Ort, dafür gab's aber das absolute Highlight: Gleich 3 Steinschmätzer und dazu noch 2 Braunkehlchen sassen nebeneinander auf fünf Zaunpfosten und liessen sich in aller Seelenruhe beobachten. An selber Stelle liess sich auch kurz eine Feldlerche hören... "Wahnsinn" beschreibt die Teamstimmung in diesem Moment wohl am besten.

Auch auf der 2. Fahrt durch's Füllenbruch blieben Eisvogel, Kleinspecht und weitere Arten leider verschwunden (eine junge Ralle am 1. Teich sorgte noch kurz für Aufregung), dafür bekamen wir nach 5 Minuten Wartezeit am Bergertor doch noch eine durchfliegende Wasseramsel vor die Linse, leider wieder kein Höckerschwan (wie erwartet) im weiteren Flussverlauf stromauf entlang der Werre. Am Sportplatz hinter dem H2O sang eine Nachtigall! Sperber, Habicht, Rotmilan und Dohle glänzten weiterhin durch Abwesenheit; die Dohle gab's dann jedoch als Bonus mitten in Herford überfliegend am "Edeka"-Markt.

Nach fast 10 Stunden standen 68 Arten zu Buche, die Siebzig wäre der Hammer gewesen, aber das schlechte Wetter verhinderte wohl vielerorts weitere Beobachtungen. Alles in allem war es trotz des miesen Wetters ein tolles Erlebnis, bereits jetzt konnten wir in der "grünen" Wertung 13 Teams .de-weit hinter uns lassen... da ist noch Luft nach oben, wir treten auf jeden Fall wieder an ;-)

Viele Grüße

Uwe Schürkamp

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